Qualitätssicherung: häufigste Fehler im 2021

Dem QS-Team ist bewusst, dass ein GEAK Plus keine exakte Wissenschaft ist, es gibt daher einen gewissen Spielraum:

  • Aktuell liegt dieser bei ungefähr +-10% für Zahlenwerte
  • Ausserhalb dieses Bereiches werden entsprechende Anmerkungen angefügt
  • Die Anforderungen bezüglich Form und Inhalt werden subjektiv bewertet

Die Auswertung der Prüfungen aus der Qualitätssicherung haben folgende «häufigste Fehler» hervorgebracht:

In den nachfolgenden Beiträgen gehen wir detaillierter auf die wichtigsten «häufigste Fehler im 2021» ein.

  • 1. Fehler in den Flächen/Dämmperimeter

    Grundsätzlich hat die Erfassung aller Gebäudeflächen nach den Vorgaben der SIA Norm 380 zu erfolgen. Im GEAK sind dabei alle Flächen entlang der thermischen Gebäudehülle respektive des Dämmperimeters zu erfassen. Die thermische Gebäudehülle bildet dabei immer einen geschlossenen, 3-dimensionalen Kubus. Zudem gilt Aussenmassbezug: das heisst, es ist immer von der äusseren Kante bis zur gegenüberliegenden äusseren Kante zu messen.

    Häufig werden Keller und Estriche nicht korrekt abgebildet:

    • Bezüglich der Kellertreppe gibt es bereits einen Know-How-Transfer
    • Bei Estrichen obliegt es der GEAK Expertin / dem GEAK Experten, den Dämmperimeter festzulegen: Entweder ausserhalb, also entlang des Daches, oder innerhalb entlang des Estrichbodens und allfälligen Trennwänden. Diese sind jedoch korrekt abzubilden, inklusive Böden.

    Bild: Beispiel eines Schnitts und je eines Grundrisses 1. OG und UG.

    Quelle: SIA 380:2015, Figur 5

    Zum Erkennen solcher Fehler gibt es einfache Plausibilitätsprüfungen:

    • Die gesamte Dachfläche muss mindestens gleich gross sein wie die gesamte Bodenfläche. Die Steildachfläche ist entsprechend der Neigung grösser als die Bodenfläche.
    • Die Bodenfläche muss sich in der Herleitung der EBF wiederfinden, z.B. hat das EG in den allermeisten Fällen die gleiche EBF wie die gesamte Bodenfläche – auch wenn es im Keller beheizte Flächen gibt.
    • Gegenüberliegende Fassaden (z.B. Ost zu West) weisen oft dieselben Flächen auf.
      • Ausnahmen gibt es bei Steildächern (unterschiedliche Wandflächen aufgrund unterschiedlicher Traufhöhe), Hanglagen und/oder Räumen im Keller.

         

    Schlussendlich gilt es die Flächenberechnungen zu dokumentieren. Dies kann sehr einfach geschehen, z.B. mittels eines Fotos der handschriftlichen Berechnung. Wichtig ist, dass die GEAK Expertin / der GEAK Experte die Fläche später wieder nachvollziehen kann – oder ein anderer GEAK Experte. Fehlen die Pläne, so sind die Annahmen nachvollziehbar zu dokumentieren.

    Guten GEAK Expertinnen und Experten gelingt es, die Bauteile wie in einem Energienachweis mit entsprechenden Bezeichnungen zu dokumentieren und, sofern es sich um einen GEAK Plus handelt, im Anhang einzufügen.

  • 2. EBF falsch/nicht nachvollziehbar

    Die EBF Berechnung hat nach den Vorgaben der SIA Norm 380 zu erfolgen:

    • Sind die Nutzungen auf den Plänen falsch, ist dies entsprechend anzumerken und am besten mit Fotos zu dokumentieren.
    • Fehlen die Pläne, so sind die Annahmen nachvollziehbar zu dokumentieren.
    • Achtung bei mehreren Mitarbeitenden:
      • Es passieren immer wieder Fehler in der Übergabe.
      • Die GEAK Expertin / der GEAK Experte ist verantwortlich für die Begehung UND das Endresultat. Er bestätigt die Richtigkeit mit seiner Unterschrift.

    Schlussendlich gilt es auch bei der EBF die Flächenberechnung zu dokumentieren. Dies kann sehr einfach geschehen, z.B. mittels eines Fotos der handschriftlichen Berechnung. Wichtig ist, dass der GEAK Experte die EBF später wieder nachvollziehen kann – oder ein anderer GEAK Experte.

    Auch hier gilt, dass gute GEAK Expertinnen und Experten die EBF wie im Energienachweis dokumentieren und, sofern es sich um einen GEAK Plus handelt, im Anhang einfügen.

  • 3. U-Werte nicht nachvollziehbar

    Bei U-Werten ist die oben erwähnte 10% Regel sehr schnell erreicht: Wird ein Standardwert von 0.5 auf 0.6 W/m2K abgeändert, sind dies bereits +20%! Bei einer kleinen Fläche hat dies einen geringen Einfluss auf das Gesamtresultat, bezieht sich der Fehler jedoch auf die gesamte thermische Gebäudehülle, so fällt dies entsprechend ins Gewicht.

    Folgende Quellen für U-Werte sind gut geeignet:

    • Standardwert aus dem GEAK Online Tool
    • externe Berechnung
    • andere, seriöse Quelle (z.B. Bauteilkatalog vom BFE)

    «Handgelenk mal Pi» Schätzungen sind nicht zulässig, im sanierten wie im unsanierten Zustand. Ist die Konstruktion nicht klar, treffen Sie eine Annahme und dokumentieren diese.

    Viele GEAK Expertinnen und Experten rechnen die U-Werte extern oder verwenden einen Katalog, führen diese Informationen jedoch nirgends auf.

    • Die Dokumentation gehört zur Arbeit dazu, Ausnahmen sind gebührend zu dokumentieren.

    Sie müssen nicht alles im Beratungsbericht dokumentieren, die entsprechenden Informationen sind jedoch zu sichern.

    Gute GEAK Expertinnen und Experten dokumentieren die U-Werte nachvollziehbar und transparent und, sofern es sich um einen GEAK Plus handelt, im Anhang.

  • 4. Gesamtkosten, insbesondere «projektbezogene Kosten»

    Bei der Kostenschätzung gehen die projektbezogenen Kosten oft vergessen. Gemäss Produktereglement sind diese jedoch zwingend zu erfassen, alternativ ist das Weglassen entsprechend zu dokumentieren und zu begründen.

    Was genau gehört in die projektbezogenen Kosten? Wesentlich sind die Positionen:

    • Planungskosten
    • Unvorhergesehenes
    • Weiteres, wie zum Beispiel ein Fassadengerüst

    Diese Kosten sind wesentlich und können ohne weiteres 20% der gesamten Baukosten ausmachen. Fehlen Erfahrungswerte, so empfiehlt es sich mit einer erfahrenen Architektin oder einem erfahrenen Bauleiter Rücksprache zu nehmen.

  • 5. Anhang E «Fotos und Pläne»

    Der Anhang E «Fotos und Pläne» ist für die Nachvollziehbarkeit unverzichtbar. Gemäss Produktereglement gehören alle Pläne (Grundrisse mit Massangabe, Fassaden und Schnitt) und mindestens ein Foto in den Anhang E. Bei fehlenden Plangrundlagen ist eine umfassende Fotodokumentation zu erstellen. Selbstredend sollten damit die Flächen nachvollziehbar sein.

    Der Anhang E kann für die Projektdokumentation genutzt werden, zum Beispiel für:

    • Grundrisse mit eingezeichneter EBF
    • Fassadenpläne mit gekennzeichneten Bauteilen
    • Fotos der Fassaden, der Gebäudetechnik und der Innenräume
    • Schnitt mit Kennzeichnung der thermischen Gebäudehülle
    • U-Wert und b-Wert Berechnungen
    • Weitere Berechnungen (Sonnendach.ch, WPesti, PVopti etc.)
  • 6. Kapitel 3 «Weiteres Vorgehen – Generelle Empfehlung»

    Das Kapitel 3 zeigt insbesondere dem Kunden auf, was mögliche Schritte sein können. Im Kapitel 3 soll die GEAK Expertin / der GEAK Experte seine Expertise und individuelle Empfehlung einfliessen lassen.

    Minimal hat das Kapitel die Anforderungen des Produktereglementes zu erfüllen, sprich:

    • Bewertung der Variante(n)
    • Konkretes weiteres Vorgehen

     

    Eine gute Empfehlung umfasst weitere Punkte wie:

    • Individuell und objektspezifischer Text
    • Verständliche Formulierung
    • Kosten / Wirtschaftlichkeit
    • Nutzen / Ziel → was kann erreicht werden?
    • Hinweise zur Gebäudehülle (z.B. Ausführung, Bauphysik, etc.)
    • Hinweise zur Gebäudetechnik (z.B. Aufstellungsorte etc.)
    • Termine / Zeitbedarf